Sind Wortprotokolle attraktiv oder sind sie lediglich gesetzeskonform?

Wortprotokolle bei jeder Sitzung zu erstellen, ist für die meisten Parlamente selbstverständlich. Aber warum ist das eigentlich der Fall? Ist das manuelle Abtippen jeder Sitzung noch zeitgemäss? Man ist eben schon immer so vorgegangen, es ist gewohnt. Ausserdem sind Wortprotokolle meistens gesetzlich vorgeschrieben.

Wortprotokolle benötigen für ihre Fertigstellung einen enormen Zeit- und Arbeitsaufwand. Gleichzeitig sind sie sehr lang und unübersichtlich und somit auch unattraktiv für die Leser. Die Konsequenz daraus ist leider, dass die Wortprotokolle selten konsultiert werden und diese Dutzenden von Arbeitsstunden nicht mehr wertgeschätzt werden.

Es gibt Parlamente, welche aus diesen Gründen komplett auf Wortprotokolle verzichten und lediglich auf Beschlussprotokolle ohne Publikation von Tonaufnahmen umstellen. Das spart zwar sehr viel Zeit ein, bringt aber enormen Informationsverlust mit sich. Wenn exakte Aussagen für gerichtliche oder wissenschaftliche Arbeit benötigt werden, mangelt es Beschlussprotokollen allein an Vollständigkeit. Häufig geschieht dieser Umstellungsentscheid unter Kostendruck und mangels Alternative.

Ein weiterer grundsätzlicher Negativpunkt beim Erstellen von schriftlichen Protokollen ist, dass bei der Umwandlung von Sprache in Text leider auch sehr viel Kontext verloren geht – Emotionen, Tonfall, rhetorische Pausen – sogar eine exakte Transkription kann diese nicht wiedergeben. Es muss also eine Lösung her, um technische Chancen zu nutzen und ein attraktives Produkt für Parlamentsmitglieder sowie Bürger bereitzustellen.

Die Gemeinde Emmen hat Wortprotokolle komplett abgeschafft und nutzt stattdessen eine Kombination aus Beschlussprotokollen und einem indexierten Audioarchiv. shareparl – so der Name des indexierten Archives – beinhaltet Sitzungsaufnahmen, welche mithilfe von Spracherkennungssoftware automatisch transkribiert wurden. Die Sitzungen sind somit nach ihren Inhalten indexiert und suchbar. 

Diese innovative Kombination behält alle Vorteile von Wortprotokollen bei und reduziert gleichzeitig den Arbeitsaufwand massiv.

Beschlussprotokolle sind bedeutend schneller zu fertigen als Wortprotokolle und das Archiv wird automatisiert indexiert. Die dazugehörige mediaparl-Software zur Aufnahme während der Sitzung erledigt diese Arbeit mit Hilfe von Spracherkennung mit ein paar wenigen Klicks. 

Gesuchte Sprechervoten können danach schnell gefunden werden: Die Suche funktioniert nach Sprechern, Datum und sogar nach Stichworten in den gesprochenen Inhalten. 

Eine Veranschaulichung dazu können Sie sich unten auf dieser Seite ansehen.

So ein Wechsel braucht Mut, Innovationsgeist und im Fall der Gemeinde Emmen eine Gesetzesänderung. Der erste Vorstoss aus dem Jahre 2011 scheiterte noch am Stand der Technik. Damals war es nicht möglich audiovisuelle Dateien in Schweizerdeutschen Dialekten automatisiert zu indexieren und so suchbar zu machen.

Die enormen Fortschritte der künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren und die Produkte der Firma recapp IT machen dies heute möglich.

Audioarchiv von Emmen hier ansehen:

Der Kanton Glarus hat im Jahr 2021 mit der Sanierung des Landratssaals zahlreiche Modernisierungsschritte unternommen. Seitdem kann die Öffentlichkeit Parlamentsdebatten live online mitverfolgen.

Anfang 2022 hat der Kanton, ähnlich wie Gemeinde Emmen eine neue rechtliche Grundlage für eine Online-Archivierung ihrer Sitzungen geschaffen.

Dieses Archiv – shareparl – wurde von recapp IT entwickelt und erlaubt es, Audio- sowie Videodateien nicht nur nach Metadaten wie Datum und Votanten aufzufinden, sondern auch durch eine Stichwortsuche der gesprochenen Inhalte.

Die Spracherkennungstechnologie von recapp IT ermöglicht nicht nur diesen Mehrwert für die Öffentlichkeit, sondern erlaubt es auch, Protokolle schneller zu erstellen.

Audiovisuelles Archiv von Kanton Glarus hier ansehen:

Es gibt zwölf Kantone, darunter auch Kanton Glarus, deren Parlamente zum Teil oder vollständig auf Mundart debattieren.

Dialekte zu transkribieren ist ein enormer zusätzlicher Arbeitsaufwand für Protokollierer. Bei einer manuellen Transkription benötigt man laut einem Artikel in der Aargauer Zeitung  ca. 6 Stunden Arbeit pro 1 Stunde Aufnahme. Bei Mundart sind es oft bis zu 50% mehr Arbeitszeit. 

Beim Kanton Bern kommt zum berndeutschen Dialekt noch die französische Sprache. Auch dort wird mediaparl erfolgreich eingesetzt: Bei der diesjährigen Sommersession wurde für französischen Voten durchgehend die Spracherkennung eingesetzt. «Der Effizienzgewinn war enorm», stellt die Redaktion fest. In zwei Sitzungen testete sie ausserdem die Berndeutsch-Erkennung. Das Ergebnis hat alle «erstaunt und begeistert».

mediaparl transkribiert sowohl Schriftdeutsch als auch Schweizer Mundart und produziert jeweils Hochdeutsche Texte. Nach der Transkription können Aufnahmen im Archiv öffentlich zugänglich gemacht werden.

Sollten Sie ein bestimmtes Sprechervotum benötigen, wird dies innerhalb kurzer Zeit gefunden. Sie müssen sich nur an ein paar Stichwörter des Gesagten erinnern. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stichwortsuchen müssen die einzelnen Wörter nicht hintereinanderstehen.